Der seit vielen Jahren in Wien lebende Musiker Hans Wagner zählt zu den interessantesten Köpfen der hiesigen Szene. Zunächst im Duo Das Trojanische Pferd und seither mit seiner eigenen Band Neuschnee arbeitet er in der Grauzone zwischen Kammermusik und Indiepop konsequent an einer eigenen Version des deutschsprachigen Kunstlieds. Im Fall von Neuschnee lässt er nachdenklich-poetische, bisweilen auch bissige Texte („Und dann fragst du noch / Woher aus Deutschland ich denn bin / Wie schon viele zuvor“) von einem Streichquartett begleiten. Dass diese Kombination nur selten zu Kitsch – und es gibt ja auch guten! – führt, liegt an den ideenreichen, verspielten Arrangements. Zudem sorgt eine Rhythmussektion für einen gewissen Groove, der bei allem Hang zur Getragenheit gerne auch mal funky sein darf. Seit 2008 sind vier Alben erschienen. Mit "Der Lärm der Welt" legt Wagner nun noch einmal einen extrem ambitionierten Liedzyklus vor. Die Platte beginnt "Ganz leise" und schraubt sich an einigen Stellen zu großer Opulenz empor; wobei die stillen Passagen vielleicht sogar die lauteren sind, weil sie Wagners Gefühlswelt von Erschöpfung bis Zorn am besten transportieren.